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durch Joseph Dünnebacke, Schwiegervater des damaligen Domänenpächters Kaspar Wiethoff und von 1948 bis 1952 Oberbürgermeister von Recklinghausen, NRW (ursprünglich in Sütterlin verfaßt, übertragen durch Hartwig Wiethoff)

Gesamtüberblick

Die Domäne Sillium ist preußischer Staatsbesitz. Sillium liegt 20 km südöstlich von Hildesheim im Kreise Marienburg, Reg. Bez. Hildesheim. Sillium ist ein kleines Dörfchen, liegt ziemlich in der Ebene, hat 540 Einwohner, 2/3 evangelisch und 1/3 katholisch. Die Domäne (Gebäude) liegt am Südrand des Dörfchens. Postamt ist Holle, Bahnstation Derneburg (Hann.) beide etwa 3 km von Sillium entfernt. Fernsprecher Derneburg Nr 211. (Bleistiftkorrektur darüber :"jetzt Holle", d. Red.). Im Dorf ist eine evangelische Kirche und eine evangelische Schule , die katholische Kirche und Schule liegen auf dem nahen "Wohldenberg", Burgruine und Aussichtsturm, ein beliebter Ausflugsort für die ganze Umgebung. Unmittelbar an die Silliumer Ländereien grenzt der "Hainberg" (Ausläufer des Harzes) ein großer Waldbesitz des Braunschweigischen Staates mit dem Ausflugslokal "Jägerhaus", ein althistorischer Jagdsitz. Hier ist alljährlich der "Deutsche Jägertag", den der Reichsjägermeister Hermann Göring regelmäßig besucht. Das Jägerhaus ist von S.(illium, d. Red.) aus in ½ Stunde zu erreichen.
Die Domäne wird seit 1929 für eine vorläufige 18 jährige Pachtzeit von Kaspar Wiethoff bewirtschaftet. Sie ist 417 ha (rund 1700 Morgen) groß. Etwa 103 ha, sogen. Streuländereien sind 1929 an die umliegenden Bauern verpachtet, so daß sich 314 ha ( rund 1256 Morgen) in Bewirtschaftung des Pächters befinden. Hiervon sind dann wieder etwa 50 Morgen an die Deputatleute überwiesen (Arbeitslohn), außerdem ist die zur Domäne gehörige "Herrenmühle" im Nettetal, in der Nähe der Viehweiden, mit etwa 15 Morgen Land an einen Müller unterverpachtet. Dieser zahlt an den Domänenpächter ca. 500 RM Pacht u. hat den auf der Domäne (auch für die Deputatfamilien) benutzten elektr. Strom unentgeltlich zu liefern. Die elektr. Anlagen sind in der Mühle, die Accumulatoren auf der Domäne.
Die Deputatfamilien wohnen zum Teil in Wohnungen, die an den Wirtschaftsgebäuden eingerichtet sind, zum Teil in nahegelegenen Einzelwohnungen der Domäne. Es sind 19 Deputatfamilien vorhanden, die Männer arbeiten in Monatslohn (einschl. Deputat) zum Teil in Tagelohn. Auch die Frauen werden zeitweise in Tagelohn oder Akkord mit beschäftigt. Die Jagd auf der Domäne übt der Pächter aus. Die angrenzenden Wälder sind Staatsbesitz, der Domänenpächter hat keinen Waldbestand, wohl für die Jagd etwa 200 Morgen.
Das Verhältnis zu den Dorfbewohnern ist an sich in Ordnung, nähere freundschaftliche Beziehungen scheinen wenig gepflegt zu werden

Die Haus- und Hofanlage

ergibt sich aus der Handskizze (fehlt-d. Red). Zur Hofanlage gehören etwa 11 – 12 Einzelgebäude. Im großen und ganzen sind die Bauten praktisch angelegt und in angemessenem Zustande. Ein großer Wagen- und Maschinenschuppen zur übersichtlichen Unterstellung der Wagen und Maschinen wäre angebracht. Die Erntewagen – 20 an der Zahl – müssen auf dem Hof stehen. In der großen Hofscheune ist die Durchfahrt an der Seite anstath (sic) in der Mitte angelegt. Das Abladen ist dadurch erschwert. In dem Übersichtsplan ist die Auffindung der Gebäude gekennzeichnet. Daß die (?) große Fruchtscheune ( mit Drescherei) und der große Schweinestall durch den Dorfweg von der Haupthofanlage getrennt sind, ist an sich kein Nachteil. Die zahlreichen Schweine sind dadurch den Weiden nahegebracht u. beeinträchtigen die Hofanlage weiter nicht, der Schweinemeister hat seine Wohnung in unmittelbarer Nähe. Der Schafstall ist in Benutzung eines Schäfers, der auf eigene Kosten eine Herde hält und mit der angepachteten Domäne nichts zu tun hat.

((Anmerkung des Überträgers in die lat. Schrift, Hartwig Wiethoff: Der hier erwähnte Domänenschweinestall und der private Schafstall befanden sich zusammen in dem ursprünglichen "Großen Schafstall". Dieser "Große Schafstall" stand ursprünglich auf dem Wohldenberg und ist auf alten Stichen klar erkennbar hinter dem alten Amtshaus, jetzt Jugendbildungsstätte. Dieser Schafstall brannte ab (nach Gerüchten wurde er von Bauern angesteckt, die es leid waren, Stroh zum Wohldenberg zu liefern) und wurde in Sillium wieder aufgebaut. In ihm befanden sich bis zu vier Herden (siehe hierzu das Dokument "Schafherde"). Zusammen mit der deshalb so genannten "Schäferscheune" und dem Wohnhaus des Schäfers bildete sie die Schäferei. Später schaffte die Domäne die Schafe ab und ersetzte sie durch Schweine, aus dem großen Schafstall wurde der Schweinestall. Der private Schäfer blieb in dem Schaf-/Schweinestall mit seiner Herde fast bis zum Ende der Domäne. Er hieß Wolters und verunglückte tödlich. Der Name "Schäferscheune" hat sich erhalten.))

Die Instandhaltung der sämtlichen Gebaulichkeiten geht zu Lasten des Pächters. Der Pachtvertrag ist mit der Regierung in Hildesheim abgeschlossen. Vertreter der Regierung besichtigen von Zeit zu Zeit die Domäne. Neuanlagen, die für dringend notwendig gehalten werden, bestellt und bezahlt der Staat, so wurde z.B. im Frühjahr eine neue Arbeiterwohnung für eine kinderreiche Deputatfamilie über dem Pferdestall eingebaut.

Wohnung und Haushalt

Das Wohnhaus bewohnt Kaspar Wiethoff, der Verwalter (Vetter Rudi Sagel), die Wirtschafterin (Haushälterin) Frln Lienpinsel und die Sekretärin Frln Else Strak. Eine Handskizze und eine Ansicht über das Wohnhaus liegen bei (fehlt- d. Red.). Die Wirtschafterin hat mit dem eigentlichen Domänenbetriebe und den Leuten nichts zu tun, sie versorgt nur den Haushalt für die vorgenannten Personen. Die gröberen Hausarbeiten verrichtet die Frau des Hofmeisters gegen Stundenlohn. In den am Hause liegenden Ziergärtchen und den kleinen Parkanlagen ließe sich viel schönes schaffen. Gerade zu jetziger Jahreszeit. Das Wohnhaus ist zwar einfach aber recht zweckmäßig ausgestattet. Jeder aufdringliche Luxus würde nach der Zweckbestimmung und der Umgebung m. E. auch nicht gut wirken. Der Anstrich war gut in Ordnung, Türen und Fenster sind weiß gestrichen. An jeder Etage sind Aborte, der Baderaum ist in der I. Etage. Die Produkte für den Privathaushalt werden aus dem Betriebe entnommen. Es werden jährlich 4-5 Schweine geschlachtet. Gebuttert wird nicht, die Butter wird aus der Molkerei bezogen. Die Hauswaschküche liegt ganz in der Nähe des Hauseinganges, Waschmaschinen sind nicht vorhanden. In der Kochküche – unter dem Esszimmer – steht ein großer Kochherd. Für die gesamte Feuerung der Öfen und des Herdes werden Kohlen (kein Holz) benutzt. 2 Jagdhunde (Vorstehhunde) Miro u. Stropp beleben das Haus, eine Katze sah ich nicht. Zur Zeit waren 3 etwa 12jährige Jungen vom Soldatenbund aus Hannover für einige Wochen zur "Sommerfrische" überwiesen, die im Hause mit versorgt werden.


Personal-Dienstleute

Dem Pächter stehen zur Seite ein Verwalter (Vetter von Kaspar) eine Wirtschafterin (Haushälterin) für den Privathaushalt und eine Gutssekretärin, die gleichzeitig die schriftlichen Arbeiten für das Rittergut Voldagsen (Besitzer Onkel Wilh. Sagel) mit erledigt und sich darum zeitweise auch dort aufhält. Auf der Domäne sind 19 Familien (Deputatleute) und einige (schlesische) Saison-arbeiterinnen. Der Nichtfachmann (wie ich) kann zu der Meinung kommen, daß 19 Familien nicht tragbar sind. Ich wurde jedoch dahin belehrt, daß meine Auffassung irrig war, es wird eben auf einer Domäne eine ganz andere Berechnungsart angewendet. Es ist ein besonderer Vorteil, daß zu den Deputatleuten Schmied, Stellmacher, Sattler u.s.w. gehören, sodaß besondere Ausgaben für Geschirreparaturen nicht entstehen und auch die zahlreichen Maschinen durch diese Handwerker gepflegt und repariert werden können. Natürlich werden diese Handwerker und deren Frauen wie die Frauen der Deputatleute im landwirtschaftlichen Betriebe mit beschäftigt. Die Regentage werden handwerkgemäß ausgenutzt. Schmiede und Sattlerwerkstatt, Stellmacherei u s w. sind zweckmäßig ausgestattet. Der Kutscher wird zu Feld- und Hofarbeiten herangezogen. Der Viehschweizer (Melkermeister H.W.) hat 3 Gehülfen. Er hat recht umfangreiche Aufgaben, große Verantwortung und verdient nach meiner Schätzung einschl. Deputat jährlich wenigstens 8000 RM. Hiervon muß er allerdings die drei Gehülfen (1 Sohn 2 Gehülfen) mit unterhalten und entlohnen. Im Durchschnitt wird jede Familie einschl. Naturalien pro Jahr etwa 1200 bis 1300 RM verdienen. Die Leute wohnen angemessen in den zur Domäne gehörigen Gebäuden, zum Teil auf der Domäne selbst über den Stallungen, zum Teil in Wohnungen, die in unmittelbarer Nähe des Hofes liegen u. zur Domäne gehören. Die ledigen Arbeiterinnen wohnen in einem besonderen Gebäude, sie unterhalten sich vom Lohn und Deputat selber oder essen mittags auch bei den Deputatfamilien.
Der nächste Vorgesetzte der Leute ist der Hofmeister. Er kommt jeden Abend, auch wohl mittags zur Leitung (Pächter, Verwalter) und erhält dann die Weisungen für die Arbeitseinteilung des folgenden Tages. Das gegenseitige Verhältnis unter der Gefolgschaft scheint gut zu sein.
Die Leitung des Betriebes hat Kaspar fest in der Hand, er ist über alles informiert und hat ein offenes Auge für alles in Hof, Stall und Feld. Ich hatte den Eindruck, daß er von seinen Leuten geachtet und geschätzt wird.

Den jährlichen Lohnaufwand für die Deputatleute, Taglöhner u.s.w. (einschließlich Naturalien schätze ich auf 35000,- bis 40000,- RM.
Die Domäne hat eine eigene Betriebskrankenkasse.

Wagen, landwirtschaftl. Maschinen – und Geräte

Es waren etwa 20 Erntewagen aufgestellt; wegen der großen Hackfruchternte kennt man dort keine Leiterwagen, sondern Kastenwagen. Auf dem Kasten sind seitwärts, vorne u. hinten Stangen angebracht für den Aufbau der Heufuder.
Saat- und Mähmaschinen u. allerlei sonstige landw. Maschinen und Geräte erwecken den Eindruck, daß alle neuzeitlichen Hilfsmittel ausgenutzt werden. Als wir ankamen, wurde gerade eine Strohschneidemaschine für 3500,- RM für die Drescherei angeliefert. Für die Beförderung der Kornsäcke in die oberen Etagen ist ein zweckmäßiger Aufzug vorhanden. Kaspar bestätigte mir, daß über sämtliche landw. Geräte und Maschinen ein Inventar-Verzeichnis geführt würde.
Die Unterstellungsmöglichkeiten scheinen mir nicht ganz ausreichend.
Die Reparatur- und Instandsetzungsrbeiten obliegen den Handwerkern der Domäne. Sämtl. Holz muß angekauft werden.
Die Mähmaschinen werden nur durch "Trecker", nicht also durch Pferdegespanne bedient. Es ist ein besonderer Vorzug, daß das Hofpersonal – Deputatleute – selten oder gar nicht wechselt. So sind die Leute mit der Behandlung der Maschinen und den Eigenarten der Feldbestellung gut vertraut. Geschirr u. Lederriemen hält der Hofsattler in Ordnung. 3 Kutschwagen (gelbe Jagdwagen) stehen in der Remise, auch ein tadelloser Landauer, der jedoch gar nicht benutzt wird. Auch d(ie) Kutschwagen werden nur noch zu gelegentlichen Fahrten zum Bahnhof od. dgl. benutzt. Das Auto wird nur von Kaspar gefahren, es kommt ihm für die vielen notwendigen Fahrten sehr zu gute und ist unentbehrlich.

Wasser u. elektr. Strom-Versorgung

Das Wasser für Haus und Hof kommt durch eine Wasserleitung aus nahegelegenen Quellen. Der elektr. Strom wird durch eine Oberleitung von der zur Domäne gehörigen "Herrenmühle" aus dem Nettetale dem Gutshofe zugeführt und hier in Accumulatoren gesammelt. Dem Unterpächter der Herrenmühle ist auferlegt, den Strom unentgeltlich für die gesamte Domäne (auch für die Deputatleute" zu liefern. Es kann nur Stromstärke von ........... erreicht werden, zum Betriebe von Maschinen reicht die Stärke nicht aus.
Die Dreschmaschine wird durch den Bulldog betrieben.

Obst.

Die Obstbaumbestände sind nicht besonders wertvoll. Im Garten werden Erdbeeren, Stachelbeeren und Johannisbeeren gezogen. An den Feldwegen und an einem Abhange stehen zahlreiche Kirschbäume. Die Kirchen hatte Kaspar für 500 RM an einen Aufkäufer verkauft. Dieser bewachte die Bäume abends und man sah ihn tagsüber mit seinen Leuten, dass er die Kirschen pflückte.

Bewirtschaftung der Ländereien.

Die Ländereien liegen ziemlich geschlossen und sind gut zu übersehen.Es sind breite Feldwege vorhanden, zum großen Teil liegen die Ländereien an gut ausgebauten öffentlichen Wegen. Alle Grundstücke sind gut zu erreichen. Sie fallen zum Tal hin leicht ab, über einen kleinen Höhenrücken (Stemmerberg H.W.) fallen die Ländereien zum Nettetal hin etwas steiler, die Bewirtschaftung ist aber deshalb nicht viel schwieriger. Sie ist beeinträchtigt durch den schweren Tonboden. In nassen Jahren bildet sich schnell eine harte Erdkruste, trockene Jahre fördern den Ernteertrag. Diese Bodenqualität macht die Benutzung der "Bulldoggs" (Trecker) notwendig. Für die Domänengrundstücke ist eine umfangreiche Drainage angelegt. Die Fruchtfolge für die einzelnen Grundstücke bestimmt natürlich der Pächter.

Zur Zeit – Sommer 1937 – sind vorhanden

220 Morgen Weizen
60 Morgen Roggen
110 Morgen Zuckerrüben,
90 Morgen Hafer
26 Morgen Futterrüben
20 Morgen Erbsen
17 Morgen Rübensamen
15 Morgen Rübsen
50 Morgen Kartoffel
70 Morgen Klee
40 Morgen Luzerne
250 Morgen Viehweide

Die gesamte Einsaat stand ziemlich gut, jedenfalls ließ sich beim Vergleich mit den anderen Grundstücken in der Hildesheimer Gegend kein auffallender Unterschied feststellen. Mir fiel auf, daß die Zuckerrüben- u. Kartoffelfelder an den Randflächen – etwa 3 – 4m breit, sehr wenig aufbrachten. Das soll daher kommen, daß die Fuhrwerke und Maschinen diese Flächen befuhren. Die Hackfrüchte erfordern durch das Entfernen des Unkrauts, Behacken u.s.w. viel Pflege. Die Arbeit wird in Akkord verrichtet. Man sah viele Frauen unter der Aufsicht des Hofmeisters an der Arbeit. In den Saatfeldern war wenig Unkraut, man scheint den Disteln u.s.w. im Frühjahr sehr zu Leibe zu gehen.

In den Weizenfeldern sah man die verschiedensten Saaten. Das zeugte von einem planmäßigen Ausprobieren der ertragreichsten Arten. Klee und Luzerne waren fast durchweg auf Reutern. Durch den anhaltenden Regen waren die Arbeiten in den Rüben- u. Kartoffelfeldern im Rückstand. Gegen frühere Jahre angeblich um 2 – 3 Wochen. Für das Weidevieh war in den Weiden ausreichend Futter vorhanden. In der letzten Juniwoche begann man mit der Erbsenernte. Die Erbsen werden an Konservenfabriken verkauft.
An Dungstoffen werden benutzt Thomasschlacke Kali u. Stickstoffdünger, natürlich in erster Linie der Stalldünger, die Jauche wird aus den Ste (ä?)llen in die Senkgruben zur Düngerstätte geleitet.

Viehbestand

a. Melkvieh

Der gesamte Rindviehbestand ist schwarzbunt. Es sind etwa 80 Stück Melkvieh vorhanden, zum großen Teil wieder tragend. Zuchtviehstall, keine Abmelkwirtschaft. Die Kuh "Gertrud" z.B. brachte einen vierjährlichen Durchschnittsertrag von 5463 kg. Milch ( 4jähriger Durchschnitt pro Jahr) mit 3,48% Fett – 190 kg Fett im Jahr. Natürlich ist das kein Durchschnittsergebnis für viele Kühe, die meisten bringen weniger. Das Vieh wird am Tage 3x gemolken. Der Oberschweizer fährt mit 3 Gehilfen ( als Gespann werden 2 Maulesel benutzt) über den naheliegenden kl. Höhenrücken in die Weiden u. zwar morgens um 3 Uhr, Vormittags 10 Uhr u. Nachmittags .Im Viehstall hängt eine Tafel, auf der vermerkt ist, wieviel Milch an dem betreffenden Tage gewonnen ist, welches Quantum als Deputat u. in Eigenwirtschaft verbraucht und wie viel an die Genossenschaftsmolkerei abgeliefert ist. Zur Zeit werden täglich etwa 1000 l an die Molkerei geliefert. Der Jahresdurchschnittspreis beträgt ca. 11 Pfennig pro Liter. Über dem Stande jeder Kuh hängt eine Tafel, auf der in Kreide der Name u.s.w. steht. Das Vieh war in recht guter Verfassung. Die Hauptviehweiden liegen im Nettetal, sie sind in 7 Einzelweiden aufgeteilt und umzäunt. Die Feldwege sind so breit, daß das Vieh bequem auch in andere Weiden getrieben werden kann. Nicht mehr produktives Milchvieh wird nach Bestimmung des Pächters verkauft. Ich hatte den Eindruck, daß der Schweizer reges Interesse an dem Viehbestande hatte. 4 Kühe wurden am Samstag, den 26.6. auf dem Kreistierschaufeste in Bockenem mit vorgestellt. Erfolg: 2 Ib Preise und eine lobende Anerkennung. Wir hatten den Eindruck, daß die Silliumer Tiere mit den anderen gut konkurrieren konnten. In wie weit für die winterliche Stallfütterung u.s.w.  Futter hinzugekauft werden muß weiß ich nicht.

b. Bullen
Es waren 2 gute Zuchtbullen vorhanden, der eine stand im Stall, der andere war mit auf der Melkvieh-Weide. Die Bullen wurden von auswärts – Ostpreußen u.s.w. gekauft.

c. Rinder.
Etwa 60 Rinder waren auf einer naheliegenden Weide und gut im Futter. Es fiel mir auf, daß die gut ausgewachsenen Tiere noch nicht zum Bullen zugelassen waren. Nach meiner Kenntnis geschieht das hierzulande früher.

d. Kälber
8 Kälber waren im Viehstall (Kälberstall, andere auf einem Hofe). Sie stammten von dem eigenen Melkvieh, sodaß der Viehbestand fast durchweg aus dem Eigenbetriebe erzeugt wird.

f. Schweine

In zwei Ställen waren rund 450 Schweine. Eine Anzahl Säue waren im Stalle auf dem Hofe, auch 2 Eber, der Hauptschweinebestand war in dem etwas abgelegenen Schweinestall untergebracht, in unmittelbarer Nähe liegt die Wohnung des Schweinemeisters. Die Schweine sind in Boxen untergebracht, der Raum ist durch verschiedene Gänge in allen Teil(en) gut zu erreichen. Der ganze Viehbestand kann von allen Stellen des Gebäudes aus gut übersehen werden. Durch neuzeitliche Dampfapparate wird die Zubereitung des Futters erleichtert. In 2 großen Kesseln werden die Kartoffel(n) gedämpft , täglich werden rund 40 Ztr. Kartoffel verfüttert. Auf 2 großen angrenzenden Weiden halten sich die Schweine tagsüber meistens auf. Damit sie den Boden nicht durchwühlen hat jedes Tier einen Nasenring. Zur Zeit erhielten die Tiere nur das notwendigste Futter zum Unterhalt, die Mästung beginnt im September Oktober. Sämtliche Schweine sind gegen Seuchengefahr geimpft.

g. Pferde.

Der Pferdebestand ist nicht übermäßig wertvoll, meistens landläufige Arbeitspferde. Es sind recht gute junge Tiere da, sodaß sich der Bestand in einigen Jahren verbessert. 2 Schimmel werden meist nur für leichtere Fahrten, auch für den Kutschwagen benutzt. Im ganzen sind 32 Pferde vorhanden, ein größerer Teil war auf der Weide, weil im Juni – Juli eigentliche Pferdearbeiten wenn! (?) vorhanden sind. 2 Maulesel wurden vom Schweizer für die Fahrten zur Viehweide zum Milchtransport benutzt.

h. Hühner und Tauben

Ein Hühnerhof oder Hühnerhaus ist nicht vorhanden (Randbemerkung Johanna Wiethoff, geb. Dünnebacke:"nicht gesehen?") Etwa 50 bis 60 Hühner sah man in den Ställen und auf dem Hof, scheinbar hält man nur soviel, um den Eigenbedarf an Eiern im Haushalt zu decken.

Nach meiner Meinung müßte ein solcher Hof sich auch mehr auf Hühnerzucht  verlegen damit aus dem Eierverkauf die Haushaltungskosten bestritten würden. Allerdings würden die notwendigen Einrichtungen (Hühnerstall und – hof) sowie Nistkästen u. pfleglicher Leitung der Hausfrau stehen müssen, die Hühner müßten ganz getrennt von den Wirtschaftsgebäuden gehalten werden, weil die Eier sonst wohl kaum in die richtigen Hände gelangten. M. E. ließe sich ein schöner Hühnerhof in dem jetzigen Hausgarten u. Hof (?) gegenüber der Veranda anlegen. Er wäre dann vom Hofe getrennt, die Wirtschafterin könnte ihn mit versorgen. Inwieweit allerdings die Kornwirtschaft durch die Hühnerhaltung belastet würde, müßte nochfachmännisch festgestellt werden.

Einige Tauben sah ich auf dem Scheunendach, ich weiß nicht, wem sie gehörten.
Der Gesamtviehbestand scheint der Größe der Domäne angemessen. Ich hatte den Eindruck, daß die Domänenleitung den weiteren Aufstieg des Viehbestandes nachhaltig fördert. Wenn einzelne Stallungen auch nicht ganz der Neuzeit entsprechend eingerichtet sind, so sind doch keine Mängel zu erkennen, die die produktivste Viehhaltung beeinträchtigen könnte. Ob sich auf einer Domäne die Haltung von besonders wertvollen Mustertieren (Hengsten, Stuten u.s.w. lohnen würde, kann ich nicht beurteilen.



 
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