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Joseph Dünnebacke war Schwiegervater des damaligen Domänenpächters Kaspar Wiethoff und von 1948 bis 1952 Oberbürgermeister von
Recklinghausen, NRW
(ursprünglich in Sütterlin verfaßt, übertragen durch Hartwig Wiethoff)

(S.1 des Sütterlin Textes; die Red.)
Meine erste Reise nach Sillium von Donnerstag, den 24 Juni bis Montag, den 28. Juni 1937.

Kaspar (Wiethoff, d. Pächter; die Red.) war einige Tage zu Besuch hier (in Recklinghausen; die Red.). Hanna und ich fuhren am Donnerstag, d. 24.6. Mittags 12 Uhr im Auto mit ihm nach Sillium. Die Fahrt verlief bei schönem Wetter über Lünen, Soest, Paderborn, Hameln, Hildesheim gut. Vor Hildesheim sahen wir das Rittergut von Onkel Wilh. Sagel von der Straße aus liegen. Ein prächtiger Besitz. Am Bahnhof Derneburg sahen wir, nachdem in Hildesheim kurze Rast gemacht war, zuerst Kaspars Vetter, den 28jährigen Verwalter, Rudi Sagel, der mit Fahrrad der Domäne zusteuerte. Kurz vor Sillium überholten wir ein Gespann der Domäne, das eine neue Strohpressmaschine vom Bahnhof abgeholt hatte. Gegen 5 ½ Uhr kamen wir auf der Domäne an; Frln. Thöne Wiethoff, Kaspars Schwester, winkte uns aus dem Küchenfenster froh zu, 2 Jagdhunde, Miro und Stropp, wußten sich vor Freude, ihren Herrn wiederzusehen, kaum zu bändigen. Nach kurzer Begrüßung im Hause, machte ich einen kl. Orientierungsrundgang über den Hof, Kaspar und Hanna folgten bald, natürlich waren die Hunde ständige liebe Begleiter.
Zum Abendessen trafen wir dann die Sekret. Frln. Strak, die Wirtschafterin Frln. Limpinsel u. Vetter Rudi Sagel (Verwalter). Abends machten Kaspar, Hanna und ich noch einen Rundgang durch Felder. Wir trafen den Mann, der die Kirschen aufgekauft hatte, als er die Wege nach Kirschendieben abfuhr.

(S.2 des Sütterlin Textes; die Red.)
Einige junge Burschen waren bereits ausgerückt zum Nettetal hin. Freitag Vormittag regnete es „Bindfäden“. Gegen 9 Uhr besserte sich das Wetter, wir gingen dann bis fast zum Wohldenberg, dann am Waldrande um die Ländereien herum bis zum Hainberg, sahen die Rinder und einen Rehbock und kamen gegen 12 ½ Uhr wieder rechtzeitig zum Mittagessen an.(Kaspar, Hanna, ich und die beiden Hunde.)
Nachmittags besuchten wir die Viehweiden im Nettetal und trafen den Schweizer und seine Gehülfen beim Melken an. In der „Herrenmühle“ zeigte uns der Müller die Elektrizitätsanlagen (Erzeugung von Strom für die Domäne). Die Besichtigung der Zuckerrüben, Kartoffelfelder u.s.w. bot viel interessantes, wir kamen gegen 7 Uhr recht müde auf der Domäne an. Tagsüber hatten wir uns dann auch noch die Stallungen, Gebäude u. Garten angesehen, auch die Scheune. Abends blieben wir zu gemeinsamer Unterhaltung zusammen. Frln. Wiethoff war morgens um 6 Uhr nach Husen gefahren, um am Esloher Schützenfest teilzunehmen. Am Samstag Vormittag fuhren Kaspar, Hanna, Rudi Sagel u. ich zum Tierschaufest des Kreises Marienburg nach dem Städtchen Bockenem, die Fahrt im Auto dauerte etwa ½ Stunde. Wir besichtigten die Pferde, Kühe, Schafe u.s.w., die Maschinen u.a. mehr und fuhren gegen 11 ½ Uhr wieder nach Sillium. Kaspar nahm unter-
 
(S.3 des Sütterlin Textes; die Red.)
wegs als wir an seinen Ländereien vorbeifuhren Gelegenheit, Arbeitsanweisungen zu geben. In Bockenem trafen wir den Viehschweizer und seinen Gehilfen. Kaspar hatte 4 Kühe zur Prämierung dort. Er erhielt 3 1b Preise u. eine lobende Anerkennung.
Nach dem Mittagessen und kurzer Rast fuhren Kaspar, Hanna und ich nach Voldagsen, etwa 50 km von Sillium entfernt, um Onkel und Tante Sagel zu besuchen. Wir wurden sehr freundlich aufgenommen. Das schlossähnliche Herrenhaus ist erstklassig ausgestattet. Das Rittergut ist etwa 900 Morgen groß. Ein herrlicher Park liegt unmittelbar hinter dem Herrenhaus. Wir trafen dort noch 2 kl. Neffen von Familie Sagel, Georg und August Kayser aus Berlin, etwa 10 und 8 Jahre alt. Abends verbrachten wir angenehme Stunden auf der Terasse, gegen 10 Uhr fuhren wir wieder nach Sillium zurück. Samstag und Sonntag war schönstes Wetter. Sonntag Vormittag  gegen 9 Uhr nahmen wir teil am Gottesdienst in der kath. Kirche auf dem Wohldenberg und bestiegen dann den Aussichtsturm gegen Zahlung von 10 PF pro Person. Es war ein herrlicher Ausblick über das Hildesheimer Land, wir konnten fast den „Brocken“ sehen, die Ausläufer des Harzes breiteten sich vor unseren Blicken aus. Dann gingen wir wieder in die Weiden und Felder, besichtigten die Rinder und Pferde auf den Weiden, die Roggen- und Erbsenländereien u. kamen gegen 12 Uhr wieder in Sillium an.
Sonntag Nachmittag fuhr uns Kaspar im Auto 

(S.4 des Sütterlin Textes; die Red.)
bis in die Höhe des Ausflugslokals „Jägerhaus“ im Hainberg. Hier sind größere Neuanlagen gemacht, weil der Reichsjägermeister Ministerpräsident H. Göring hier alljährlich am 3. November den Deutschen Jägertag abhält. Es ist dies eine althistorisch berühmte Stätte. Wir machten dann einen angenehmen Waldspaziergang (Frln. Strak und Frln. Limpinsel sowie Rudi Sagel waren auch mit). Gegen 8 Uhr trafen wir wieder auf der Domäne ein. Nach angenehmer Abendunterhaltung gingen wir zur Ruhe. Es hat uns nicht gereut, daß wir die ursprüngl. Absicht, schon Sonntagabend zurückzufahren, nicht ausführten. Am Montag Morgen 4 ½ Uhr  fuhr uns Kaspar im Auto zum Hildesheimer Bahnhof. Die Tage auf Domäne Sillium waren sehr schön, ich werde sie und die lieben Menschen, die um uns waren, nicht vergessen. 5.11 Uhr Vorm. fuhren wir von Hildesheim ab, stiegen in Nordstemmen um, u. benutzten dann von Hannover bis Hamm den Eilzug. Über Hamm Lünen kamen wir dann um 10.45 wieder in Recklinghausen an.

 
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